Rückblick mit Palapies: „Unser Ziel konnten wir erfüllen“

Der SVR hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Nach drei grandiosen Fußballmonaten mit der Tuchfühlung nach ganz oben brach die Elf von Ralf Palapies zwar etwas ein, doch fand sie sich am Ende da wieder, wo sie sich zum Saisonstart erhofft hatte. Trotz schwerwiegender Abgänge blickt man in Bönningstedt optimistisch in die Zukunft.

„15 Minuten“, sagt Rugenbergen Trainer Ralf Palapies, hätte das Last-Minute Remis gegen Altona 93 auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn geschmerzt, dann sei wieder gelacht worden.

Genau ein Monat ist seit der bitteren 2:2-Punkteteililung vergangen, die den am Ende neuntplatzierten Bönnigstedtern rückblickend den siebten Tabellenplatz gekostet hatte. Dennoch war man beim SV Rugenbergen nicht unzufrieden, immerhin wurde das im vorherigen Sommer gesteckte Minimalziel, eine einstellige Platzierung zu erreichen, trotz einer nicht zufriedenstellen Rückrunde erreicht. Palapies deshalb: „Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen. Sie hat das ganze Jahr gut gearbeitet, auch wenn uns am Ende nicht mehr alles gelungen ist. Unser Ziel konnten wir aber dennoch erfüllen.“

Ein kleines bisschen Wehmut schwingt aber auch beim 45-Jährigen mit. Der Grund: Lange sah es in der Hinrunde so aus, als ob der Traditionsverein vom Hamburger Stadtrand ganz oben mitmischen könnte. Von den ersten 13 Saisonspielen wurden 8 gewonnen, nach dem 14. Spieltag saß man dem Spitzentrio der Oberligahamburg eng im Nacken. Doch nach einem dramatischen Sieg über Süderelbe, bei dem es auf dem Platz mit zwei Platzverweisen unter Flutlicht hektisch geworden war, gelang der Palapies-Elf nur noch wenig. Lediglich sechs Siege sprangen in den folgenden Monaten bis zum Saisonende heraus, es folgte ein kontinuierlicher Absturz in der Tabelle.

Der Grund dafür war leicht ausgemacht: Wie schon in den Vorjahren hatte der SV Rugenbergen größte Probleme damit, sein Abwehr- und Angriffsspiel miteinander in Balance zu bringen. Lief die offensive Maschinerie wie geschmiert, zerfiel die Hintermannschaft in ihre Einzelteile, wurde hingegen die Abwehr gestärkt, erlahmten die Bemühungen der Stürmer zu häufig weit vor der gefährlichen Zone: „Daran müssen wir einfach arbeiten. Das ist unser größtes Problem“, bestätigt auch der im Sommer frisch verheiratete Chef an der Seitenlinie.

Doch nicht nur das Spiel der Rugenbergener bedarf einer stabileren Ausrichtung, auch die Mannschaft an sich muss umgestellt werden. Mit Kevin Lohrke (geht nach Mannheim), Gary Vorbraak (wechselt zur Hamburger Victoria), Dennis Schmidt (schließt sich dem Landesligisten Osdorf an) und Milos Ljubisavljevic (neu beim USC Paloma) verließen gleich vier Stammspieler den Hamburger Fünftligisten.

Ein Grund zur Panik? An der Ellerbeker Straße reagierten die Verantwortlichen besonnen. Große Transfers blieben aus, es wird sich verstärkt auf junge Spieler konzentriert. Vier sind bereits gekommen, teils auch aus der zweiten Mannschaft aufgerückt. Ein weiterer Platz im Kader könnte noch vergeben werden, allerdings ist das von den Rugenbergener Markt-Beobachtungen abhängig. Angst vor einem Absturz aus dem hart erarbeiteten Mittelfeld hat niemand in Bönningstedt. Auch Trainer Palapies nicht, der sagt nämlich: „Der Umbruch ist ausgeblieben. Wir haben auch weiterhin eine gute Mannschaft zur Verfügung.“ Eine Mannschaft, die auf jeden Fall wieder Tore schießen will und für Offensivfußball stehen soll, denn das mache laut dem Trainergespann „sehr viel Freude.“

Hoffnungen, dass dabei der Gesamterfolg nicht vergessen wird, ruhen dabei vor allem auf den arrivierten Kräften, von denen teilweise sogar noch ein weiterer Leistungssprung erwartet wird. Als Beispiele zu nennen: Die starke Nummer 1 Jannis Waldmann, dazu erprobte Leistungsträger wie Pascal Haase oder Jan Melich. Die größte Hoffnung der Verantwortlichen: Dadurch, dass der Mannschaftskern trotz der schmerzhaften Abgänge im Wesentlichen zusammengehalten wurde, könnten nicht nur die Akklimatisierung-Prozesse der neuen Kräfte schneller abgeschlossen sein, sondern das Team auch als Einheit weiter wachsen.

Mit welchem Ziel? Palapies überlegt einen Moment, richtet dann den Kopf offensiv und lächelnd nach vorne: „Für jede etablierte Oberliga-Truppe sind doch Meisterschaft und Pokalsieg die logischen Ziele“. Kurzes Erstaunen, dann rudert der SVR-Coach zwar nicht zurück, relativiert seine Aussage aber dennoch in einigen Nuancen: „Das kann nicht unser Anspruch sein, dafür ist die Konkurrenz zu stark. Aber als Sportler müssen wir ja ehrgeizig denken. Und das tun wir mit vollem Ernst.“

Wichtiger sei für „Palla“, wie er in Bönningstedt  vertrauensvoll genannt wird, ohnehin, dass die Freude an der Sache erhalten bleibt. Dass Kritiker der  Oberliga-Hamburg die Spielklasse als „Spaß-Liga“ denunzieren, stört ihn nicht. Viel mehr bestätigt er diese Wortmeldungen in der Sache, will sie aber  gleichermaßen nicht als schmerzhafte „Kritik“ verstanden wissen: „Spaß ist doch gut. Wenn die Liga vielen Spaß macht, gibt es doch nichts zu beklagen“, so Palapies.

Spaß soll demnächst auch bei Betrachtung des Rugenbergener Nachwuchses aufkommen. Es tut sich was auf dem Gelände der „Roten“. Nach zweijähriger Abstinenz wird wieder eine A-Jugend aufgestellt. Die letzte Mannschaft hatte sich nach dem Abstieg aus der A-Jugend-Verbandsliga klangheimlich aufgelöst. Nun arbeitet der Verein mit Hochdruck an einer Neuaufstellung. Der Cheftrainer blickt jedenfalls vorfreudig auf die Bemühungen: „Ich bin nicht direkt involviert, höre aber nur Gutes. Mit jungen Kickern arbeiten wir gerne. Vielleicht ist ja auch einer für uns dabei.“

Start a Conversation