Munzel: „Gerne spielt keiner gegen uns!“

Seit mehreren Jahren gehört Sebastian Munzel zu den Stützen des SVR-Kaders. In dieser Saison trägt der 29-Jährige immer häufiger die Binde am Arm. rug-fussball.de sprach mit ihm über „Pallas“ Klartext-Interview, strukturelle Schwachstellen und worann er erkennt, dass ein Neuer gut in die Truppe passt.

Foto: Lars Mundt

Dein Trainer hat jüngst im „Sportmikrofon“ einen sehr schlauen Satz gesagt: Fußballspieler sollen Fußball spielen. Ist damit schon eine Menge SV Rugenbergen erklärt?
Der entscheidende Satz war eigentlich, dass es beim SV Rugenbergen darum geht viel Spaß zu haben. Und am meisten Spaß hat jeder von uns, wenn er am Wochenende zum Einsatz kommt. Bei uns gibt es keinen Spieler der pro Halbserie nur auf zwei, drei Einsätze kommt. Das Trainerteam sieht wer sich im Training anbietet und gibt den Jungs dann auch die Chance mal mehrere Spiele in der Startelf zu zeigen was sie drauf haben. Insbesondere dieses Jahr klappt das sehr gut, was zur Folge hat, dass wir Spiele trotz fehlender „Stammspieler“ dominieren und gewinnen.
 
Um nochmal beim Interview von „Palla“ zu bleiben: Er beklagte auch die Stagnation der Rahmenbedingungen. Das fehlende A-Jugend-Team, kein Kunstrasen und diese Dinge. Guckt ihr als Team, Du als Vize-Kapitän auch über den Spielfeldrand hinaus und beschäftigt Euch mit diesen Vereinsproblemen?  Das Team beschäftigt sich mit dem Thema Kunstrasen schon aus Eigeninteresse. Gerade jetzt im Winter, wenn der Trainingsplatz eher einem Acker gleicht, hört Wolfgang das Schlagwort „Kunstrasen“ des Öfteren. Eines muss man aber deutlich sagen, ohne die Unterstützung der Landes- oder Kommunalpolitik geht es nicht. Und natürlich gucke ich auch über den Spielfeldrand hinaus und mache mir Gedanken. Ich bin damals aus der A-Jugend Regionalliga von Eintracht Norderstedt in den Herren-Bereich gekommen und weiß daher welchen Reiz sehr gute Rahmenbedingungen auf einen jungen Spieler haben. In den Bereichen Kunstrasen, Kabinentrakt oder Flutlicht sind wir da hintendran.

Und die fehlenden 17- und 18-Jährigen im Verein?
Eine leistungsstarke A-Jugend wäre der einfachste und günstigste Weg die Herrenmannschaften jedes Jahr zu verstärken. Das Ziel für einen leistungsstarken Unterbau müsste eine A-Jugend Regionalliga Mannschaft sein. Aber mit den aktuellen Rahmenbedingungen und der Konkurrenz in der Umgebung ist das ein Vorhaben, welches offenbar sehr schwer zu realisieren ist. Im Moment sind wir durch die Oberliga-Zugehörigkeit auch für junge Spieler attraktiv. Sollte sich dieser Zustand irgendwann nach unten ändern, wird die Attraktivät des Leistungsfußballs in Bönningstedt enorm sinken.

Zur Aktualität: Sobald der SVR in der Tabellenspitze auftaucht, runzeln vermeintliche Insider mit der Stirn. Nach dem Motto: Was machen die da oben? Wie geht das Team mit diesem ewigen Underdog-Image um?
Ich denke, den Respekt der Gegner haben wir uns durch spielstarken Fußball schon in den letzten Jahren erarbeitet – gerne spielt keiner gegen uns. Um bei den interessierten Oberliga-Zuschauern das Underdog-Image loszuwerden, waren wir bisher zu inkonstant, sodass die Insider leider immer Recht behalten haben und wir am Ende der Saison im Mittelfeld der Tabelle gelandet sind. Ich hoffe, dass wir es diese Saison besser machen, aber die Top-Spiele gegen Victoria, Dassendorf oder Condor stehen uns noch bevor. Am Ende der Hinrunde können wir das erste Mal wirklich sehen, ob wir zu den Top Teams der Liga gehören.

Wie ist Dein Eindruck von der „neuen“ Truppe?
Vor der Saison war ich mir nicht sicher, weil wir einige gestandene Oberligaspieler abgegeben und (zumindest mir) größtenteils unbekannte Spieler verpflichtet haben. In den ersten Wochen waren aber schon alle Zweifel beseitigt, da wir sowohl menschlich als auch sportlich wieder überragende Transfers getätigt haben. Die Achse der Truppe spielt schon ein paar Jahre zusammen, die jungen Spieler haben sich weiterentwickelt und die neuen fügen sich sehr gut ein. Insgesamt haben wir eine sehr homogene Truppe, die zusammen viel Spaß auf und auch außerhalb des Fußballplatzes hat.

Eine echte Type scheint Broder Hansen zu sein. Ist das einer, mit dessen einfacher Art Fußball zu spielen, du besonders gut klarkommst?
Broder ist ein typischer Rugenbergen-Transfer. Mitten in der Saison über drei Ecken zugelaufen und passt trotzdem perfekt.
Soviel Fußball „spielen“ sehen habe ich ihn aber noch nicht, da er in der Regel hinten alles konsequent abräumt. Insgesamt bin ich aber jemand der direktes Kombinationsspiel mag. Ein Tor nach einer schnellen, direkten Stafette sehe ich lieber als eines nach einem Sololauf. Insofern passt Broders Stil mit meinen Vorlieben gut zusammen.

Woran erkennst Du, ob ein „Neuer“ gut in die Mannschaft passt?
Wie wir bereits festgestellt haben, gibt es – objektiv betrachtet – attraktivere Standorte als den SV Rugenbergen. Viele Neuzugänge kommen auf Empfehlung aus der Mannschaft, weil man sich kennt, z.B. Lauer und Melich oder Hoppe und ich. Die Jungs wissen, dass es hier ’ne geile Truppe und ein super Umfeld gibt und haben Bock hier zu spielen – da ist das Risiko, dass es nicht passt, gering.  Natürlich muss bei jedem neuen Spieler die Bereitschaft vorhanden sein, sich zu integrieren.
Auch wenn wir ein eingeschworener Haufen sind, fällt das fast allen leicht. Der Impuls dazu muss aber von den neuen Spielern kommen. Die Spieler bei denen ich das Gefühl hatte, dass der Wille nicht so recht da war, sind auch nicht lange geblieben. Ansonsten wird vieles vom Umfeld, im persönlichen Gespräch vor einer Verpflichtung, geprüft. Priorität hat der Charakter und erst dann kommt der Faktor sportliche Qualität.

Du selber giltst auch als verlässlicher Spieler, der schlau und schnörkellos seinen Stiefel runterspielt. Hast du manchmal das Gefühl, dass diese Spezies seltener wird.
Ich glaube, das kommt mit dem Alter und Spieler wie Henni Rühmann oder Sven Worthmann spielen auch jetzt schon ähnlich. In meinen Anfangsjahren hatte ich auch noch die ein oder andere „Idee“ im Spiel, die nicht unbedingt die beste war. Wenn wir mit einem oder zwei Toren vorne liegen, muss ich nicht mehr jeden Angriff ausspielen, sondern probiere im Ballbesitz zu bleiben und defensiv gut zu stehen.

Abschließend: Wie sehen deine Pläne für die kommenden Fußballjahre aus?
Am liebsten würde ich mich mit der Mannschaft unter den Top-Teams etablieren und den Pokal gewinnen. Persönlich ist es schwierig Pläne im Fußball zu machen, aber solange ich vom Leistungsvermögen und der Gesundheit in der Lage bin Oberliga zu spielen, will ich das auch tun. Sollte in den nächsten Jahren Nachwuchs anstehen, muss man sehen wie sich das vereinbaren lässt. Anschließend werde ich mir mit ein paar Freunden eine schöne alte Herren Truppe aussuchen und eventuell meinen Trainerschein mache. Ohne Fußball wird es ja nicht gehen.

12. Spieltag: SV Rugenbergen – FC Türkiye, 24. Oktober, 14 Uhr

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